Musikkapelle Aichstetten
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210 Jahre Musikkapelle Aichstetten - 1803 bis 2013

Selbst in unserer an Musikkultur reichen Region ist unser diesjähriges Jubiläum „210 Jahre Musikverein Aichstetten“ ein herausragendes Ereignis. Welcher Verein kann schon auf eine solch lange Geschichte zurückblicken? Wir möchten an dieser Stelle den Blick zurück richten und einige Höhepunkte des Vereinslebens von der Gründung bis zur Gegenwart wieder in Erinnerung rufen.

Dabei können wir uns erfreulicherweise auf eine ausführliche Vereinschronik berufen, die bereits für die Festschrift anlässlich des Jubiläumsfestes 1961 von dem Aichstetter Lehrer Vinzenz Riedle verfasst wurde. Es bedarf hier allerdings der Erklärung, dass sich das im Jahr 1961 gefeierte Jubiläum „150 Jahre Blasmusik in Aichstetten“ auf eine Erwähnung der „hiesigen Türkischen Musik“ aus dem Jahr 1811 bezieht. Erst später ist die Quelle in Zeiler Hofakten aufgetaucht, die eindeutig das Jahr 1803 als erste Erwähnung einer Aichstetter Musik belegt. Somit konnte erst in späteren Jahren 1803 als Gründungsjahr festgelegt und in unserer Vereinssatzung festgeschrieben werden.
Die folgenden Ausführungen stützen sich im ersten Teil der Chronik im Wesentlichen auf die Originalschrift, die die Geschichte der Musikkapelle von ihrer Gründungszeit bis zu eben diesem erwähnten Jubiläum 1961 beschreibt. Es werden dabei in weiten Teilen der Wortlaut und die Orthografie von Vinzenz Riedle beibehalten.

„Türkische Musik“
[…] Anno 1803 wurde in Zeil anläßlich der Erhebung des regierenden Grafen Maximilian Wunibald von Waldburg-Zeil-Trauchburg in den Reichsfürstenstand ein großes Fest gegeben. „Mit diesem begnügte sich aber das Gericht Aichstetten noch nicht, sondern bot sich zur besonderen Gnade aus, seiner neuen fürstlichen Herrschaft noch besondere Ehren anzutun. […] [Am 21. November 1803] nun ritten die hiesigen Ammänner, Bürgermeister und die meisten Gemeinder, 48 an der Zahl, in der Frühe denen fürstlichen Personen bis an den Zeiler Berg entgegen [um sie nach Aichstetten zum Pfarrhof zu geleiten. Ihnen voraus ritt] die hiesige Türkische Musik in ihren schönen, grau und grünen Uniformen, 22 Mann stark, und kündeten durch den ganzen Flecken herab die Ankunft des hohen fürstlichen Paares durch rauschende Musik an.“ [… „Während die Herrschaften an der festlich geschmückten Tafel zu Mittag speisten, spielte wieder die Türkische Musik.“]
Es darf also wohl um 1800, mitten in den Wehen der napoleonischen Kriege, das Geburtsjahr der Aichstetter Blasmusik gesucht werden. Wenn auch vorderhand die vergilbten Blätter über die Namen der ersten Musikanten noch schweigen so findet sich doch eine schüchterne Spur zum damaligen Schullehrer Josef Uhl als Ausbilder dieser Kapelle. Er war ein Sohn des hiesigen Kronenwirts, hatte von 1780 ab 49 Jahre lang die „vereinigte Schul-, Messner- und Organistendienste“ inne und pflegte Musik und alles, was singen konnte. In seiner Chorregentenzeit kehrte 1805 das neuvermählte Erbgrafenpaar von Zeil auf der Durchreise in Aichstetten ein. Von der Herrschaftsgrenze ab wurde es „mit Pöllerschüssen empfangen und so mit Türkischer Musik bis zum Pfarrhof hin begleitet“. 1806 schreitet der zur Firmung im Ort weilende Konstanzer Weihbischof „unter Trompeten- und Paukenschall vor den Hochaltar.“
[Die folgende Quelle war vermutlich schon früher bekannt und Beleg für das ursprünglich angenommene Gründungsdatum 1811, obwohl – Ironie der Geschichte – zu diesem Anlass kein einziger Ton erklungen ist.] „Den 14. Juli 1811, nachmittags um 4 Uhr passierten seine Kgl. Majestät v. Würtenberg … am hiesigen Marktflecken vorbei … Pfarrer und seine 2 Vicarier, sowie der Ortsmagistrat, die Schulkinder, eine Menge Volkes und die hiesige Türkische Musik versammelten sich vor dem Wirtshaus zum Adler und stellten sich an der Landstraße in Ordnung, und letztere wollten ein Volkslied abspielen, welches aber theils die schnelle Durchreise Sr. Kgl. Majestät verhinderte, theils auch alle lärmende Musik untersagt worden, damit die Pferde nicht scheu wurden; beim schnellen Vorbeifahren also konnte nichts als die allerehrfurchtsvollste Verbeugung angebracht werden, worauf Seine Kgl. Majestät huldvollst und allergnädigst den Hut rückte.“
[In den folgenden Jahren finden sich weitere Belege für die Existenz einer „türkischen Musik“ in Aichstetten bei Tafelmusiken, kirchlichen Anlässen, Kinderfesten, Schülertagen etc. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Begriff „Türkische Musik“ (auch Janitscharenmusik genannt) in dieser Zeit eine übliche Bezeichnung für Musikkapellen war, deren Klangbild und Verwendung in etwa der Marschmusik von späteren Militärkapellen nahe kommt. Die ihnen typische Instrumentierung mit Basstrommel, Triangel und Zimbeln (= Becken) hat dabei ihre Ursprünge in der Militärmusik der Osmanen.]
Ob Schullehrer und Heiligenpfleger Franz Xaver Uhl, der nach seinem inzwischen verstorbenen Vater Josef Uhl Chordirigent geworden war und selbst schon 1840, erst 48 Jahre alt, von 12 Kindern wegstarb, auch die Leitung und Ausbildung der „Türkischen Musik“ gehabt hat, ist anzunehmen, lässt sich aber nicht belegen. Auf jeden Fall muss eine Musik weiterbestanden haben, denn 1840 verlangen Wirt Böckeler und Müller Deyringer, daß auch für Hochzeiten und gewöhnliche Sonntage figurierte Musik gemacht werde. (Unter figurierten Messen, wie sie auch in Christazhofen, Diepoldshofen und Seibranz aufgeführt wurden, sind in diesem Sinne wohl Messen zu verstehen, in denen einfache Instrumentalmusik die Singstimmen zu unterstützen hatte. Ein Ersatz für die Orgel kann sie nicht gewesen sein, da Aichstetten bereits 1832 anstelle einer 100 Jahre alten eine neue Orgel erhalten hatte.)

Blechmusikverein und Aichstetter Musikkorps
Der damalige Ortspfarrer Fürst hingegen klagt unterdessen im gleichen Jahre 1840 über die „Entzweiung unter der Kirchenmusik, die er schon vorgefunden und welche den Grund zunächst darin hatte, daß die Mitglieder des sogenannten Blechmusikvereins sich das Übergewicht über die übrigen anmaßen wollten und die beizulegen er sich vergebens bemühte, machte dem Pfarrer viel Verdruß. Der Friede auf dem Chor wurde erst hergestellt, als diese Partei von demselben abtrat.“
1841 hat diese Partei jedoch schon wieder eine andere Titulatur, allerdings nicht in den Akten von Aichstetten, sondern in einem Protokollblatt des Sängerkranzes in Leutkirch: Am 1. Mai feierte der hiesige Sängerkranz die Weihe seiner neuen schönen Fahne. Die Mitglieder versammeln sich „von wo aus eine Deputation dem Aichstetter Musikkorps entgegen fuhr, welches aus freundnachbarlicher Gewogenheit durch seine Mitwirkung die Freude und das Vergnügen zu erhöhen wünschte und durch seine braven Leistungen allgemein Anerkennung genoß.“
Auch im Heimatdorf glätteten sich die Wogen der Aufregung über das umstürzlerische Abtreten der „Blechmusiker“ vom kirchlichen Chore. Die Musikanten trugen auch weiterhin „zur hohen Feier des Fronleichnamsfestes bei“, und mit Ausnahme des Revolutionsjahres 1848 wußte sich das Musikpersonal von 1841 bis 1851 jährlich der Belohnung durch den Gemeinderat zu versichern.
Den Sitzungsberichten nach kann angenommen werden, daß der 1841 aus Tannheim gekommene Schulmeister Xaver Lipp, der u.a. „vier Violinen und ein Pianoforte mit 6 Oktaven und 4 Registern sein eigen nannte“, während dieses Dezeniums in Personalunion als Organist, Chorregent und Musikdirektor fungierte. 1844 der Gemeinderat: „Auf Antrag des Schullehrers Lipp will man auch dieses Jahr für außerordentliche Verrichtungen den Musikanten zu Aufmunterung und Fleiß 5 Gulden 24 Kreuzer von der Gemeindepflege bewilligen.“ „Dem Musikpersonal Belohnung für Trauermusik“, als der verstorbene Graf Max bei Überführung nach Zeil unter Glockengeläut den Ort Aichstetten passierte. Einen weiteren Betrag gibt die Gemeindepflege 1845 den Musikanten zur Anschaffung eines Musikinstrumentes. 1846 gar: „Zu der Versammlung des hiesigen und der fremden Musikvereine wurden zur Anschaffung von Pöllerpulver und anderen zu diesem Feste nötigen Zwecken ein Beitrag aus der Gemeindepflege bewilligt, 10 Gulden 12 Kreuzer.“

Erste Fahnenweihe?
Es bleibt offen, hinter diesem Musikfest von 1846 eine Fahnenweihe zu vermuten. Die erneuerte Musikerfahne trägt zwar 1884 eingestickt, es laufen Geschichten über einen ersten Fahnenträger, aber es fanden sich nirgends Hinweise auf einen Weihetag.
Von 1852 bis 1857 verstummen seltsamerweise sämtliche Quellen über diese Blech-, bzw. Harmoniemusik, die ein halbes Jahrhundert vorzugsweise für kirchliche, daneben aber doch auch für weltliche Anlässe so fleißig und ununterbrochen gewirkt hatte. Nur Noten von ihr sollten noch erhalten sein. Lange Jahre seien sämtliche Instrumente dieser Kapelle (Waldhorn, Klarinetten und sogar ein Fagott) in einem Turmzimmer der Kirche aufbewahrt gewesen. Sie seien aber durch die Gleichgültigkeit eines späteren Kirchenpflegers abhanden gekommen. Zwei noch vorhanden und vollständig gebrauchsfähig gewesene Kesselpauken wurden während des 1. Weltkrieges an die Heeressammelstelle abgeliefert.

Aichstetter Blech- und Harmoniemusik
[Die nächste Nennung einer Aichstetter Musik ist] im 33. Jahrgang des „Leutkircher Wochenblattes“, Nr. 36 von 1860 zu lesen: „Ottmannshofen. Am nächsten Sonntag, den 6. Mai wird sich die neu organisierte Aichstetter Blech- und Harmoniemusik bei mir hören lassen, wozu ich jedermann aufs freundlichste einlade. Wirt Blank.“ – „Der Musikgesellschaft soll für ihre Leistungen an dem landw. Fest in Aichstetten 8 Gulden bezahlt werden“ schreibt Schultheiß Mayr im Herbst 1858 ins Ratsprotokoll.

Auf jeden Fall war in Aichstetten die Musikkapelle wieder auferstanden! Als Zwischenbemerkung [schreibt Riedle] muß hier eingeschoben werden, daß über die Musikereignisse ab 1859 größtenteils und oft wortgetreu den Aufschrieben im Protokollbuch der Musikkapelle Aichstetten gefolgt wird. Dieses wurde allerdings erst 1929 begonnen, und der damals (1961) in Memmingen lebende Max Hemmerich schreibt gleich einleitend: „Bis zum 1. April 1929 wurde von der jeweiligen Kapelle kein Protokollbuch geführt. Ich möchte auch von vornherein bemerken, daß das mir zur Verfügung stehende Material nur mündliche Überlieferungen sind, die mir aus dem reichen musikgeschichtlichen Erinnerungsschatz der Herren Franz und Hans Zeh zur Verfügung gestellt wurden.“

Dirigentenfamilie Zeh
[Von] 1859 an ruhte nun der Dirigentenstab [für insgesamt 112 Jahre] in den Händen der Familie Zeh, denn in diesem Jahre wurde in Aichstetten die Musikkapelle neu organisiert vom damals 23-jährigen Steinhauer, dem nachmaligen Steinmetzmeister Herrn Eduard Zeh. Sein Vater war Polizeidiener Konrad Zeh, seine Mutter eine geborene Angele. Eduard kam in der Gesellenwanderzeit nach Ingoldingen bei Biberach, und beim dortigen Pfarrherrn bekam er auch Violinstunden. Er wurde Virtuose auf der Zither, aber nie ein Geiger, wenn er es auch durch unermüdliches Selbststudium so weit brachte, daß er später jedes Instrument seiner Kapelle selber spielen konnte. Die musikalische Begabung lag ihm schon im Blute und er sei sehr arm und sehr streng gewesen. Nördlich der Kirche wohnte er und in der Werkstatt seines Hauses fanden die Musikproben statt, in denen er besonders den jungen Musikanten den Takt hart geklopft habe (Frdl. Mitteilungen des [1961] in Leutkirch wirkenden Herrn Musikdirektors Xaver Zeh, eines Sohnes des H. Eduard Zeh).

Eduard Zeh hat 40 Jahre lang die Kapelle geleitet. „Seine Zeit als Dirigent war reich an Unannehmlichkeiten, Streitigkeiten aller Art, aber er wußte alle Sachen stets in Frieden zu schlichten und die Leistungen der Kapelle für die damalige Zeit auf einer beachtenswerten Höhe zu Halten. Seine Arbeit im Dienste der Musik für die Allgemeinheit ist umso anerkennenswerter, da er nicht die geringste Unterstützung von Seite der Gemeinde hatte, sondern in finanzieller Hinsicht auf Freigebigkeit seiner Mitbürger angewiesen war.“ Er erkrankte im Jahre 1898 und starb am 8. Dezember 1899. Die Trauermusik für ihn hatte die Musikkapelle Schloss Zeil übernommen.

     
  1905  
     
  Arbeitermusikkapelle und Spaltung
Im Jahre 1898 war es nämlich zu Streitigkeiten gekommen, „zu denen die Fahnenweihe des Arbeiter- bzw. des Militärvereins als Vorwand genommen wurde. Der Bruder August des Dirigenten löste auf Anstiften einzelner Mitglieder des Arbeitervereins sich mit anderen Musikanten von der alten Kapelle los und begann eine zweite Musikkapelle ins Leben zu rufen unter dem Namen Arbeitermusikkapelle.“ Diese Kapelle, in der auch eine Frau mitspielte und die im Ort die „Talmusik“ genannt wurde, kam in ihren Leistungen über ein gewisses Anfangsstadium nicht hinaus.
Franz Joseph Zeh, der selbst insgesamt 47 Jahre lang die Kapelle leitete, war 21 Jahre alt, als ihm ihre Führung vom Vater anvertraut wurde. Während er 1898/1900 seine Militärdienstzeit in Weingarten ableistete, leitete Max Hepp provisorisch die Kapelle und bemühte sich, die Musikanten zusammenzuhalten, damit die andere Kapelle nicht die Oberhand gewann. Franz Joseph Zeh hatte seine musikalischen Kenntnisse beim Militär erweitert, übernahm 1900 das elterliche Geschäft und ging nun mit Macht dahinter, die von seinem Vater gegründete Kapelle wieder auf die Beine zu bringen. Es kam ihm sehr zustatten, daß er von seinen 4 Brüdern Xaver, Leopold, Hans und Eduard unterstützt wurde. Durch fleißiges Proben und festen Zusammenhalt stieg die Kapelle so hoch, daß es bei der rivalisierenden Arbeiterkapelle zu Unstimmigkeiten kam, speziell deswegen, weil von Gemeindeseite aus bei Festlichkeiten stets die alte Kapelle Zeh verlangt wurde. Der Chronist kann aber doch aus der Jahresschlußandacht zur Jahrhundertwende 1899/1900 noch als Kuriosum berichten, daß sämtliche Vereine „in corpore unter den Klängen der beiden gegenwärtig bestehenden Musiken, auch unter Trommelwirbel und Böllerschüssen in die Kirche gezogen.“ Es kam dann 1901 zur Auflösung der Arbeitermusik, wovon der größte Teil zur alten Kapelle überging. Es wurden jedoch nur die brauchbaren Leute behalten, die anderen abgewiesen.
Franz Joseph Zeh bildete in der Folge noch zu Musikern aus: Karl und Leopold Zeh, Michael und Sebastian Natterer, Jos. Reß, Xaver Doser, Karl Mayr, Robert Hemmerich, Xaver Bärtle, Josef Herz, Alois Frener, Ferd. Sander, Anton Traut, Meinrad Redle jun., Sig. Göser, Anton Fischer und Ferdinand Simma. Fähnrich wurde Lorenz Zimmermann, nachdem zuvor der Schuhmacher Prinz das Fahnenträgeramt innegehabt hatte. Die Kapelle machte nun unter der Direktion von Franz Joseph Zeh sehr gute Fortschritte, war als eine der besten Kapellen des Oberlandes bekannt und erspielte sich 1908 auf dem Musikfest in Waldsee einen II. Preis. Das letzte Konzert, das diese Kapelle vor dem 1. Weltkrieg gab, war in Amendingen bei Memmingen.

Krieg und Frieden
Dann kam der Krieg 1914/1918. Er setzte die Kapelle in unfreiwilligen Ruhestand und riss große Lücken in die Reihen ihrer Mitglieder. Es fielen 5 aktive Mitglieder. […] Im Jahre 1919 wurde unter der umsichtigen Leitung des Dirigenten, der selbst auch eingerückt war und als Regimentsmusiker großes Können gesammelt hatte, eine Harmoniemusik ins Leben gerufen. 1925 errang die Kapelle beim oberschwäbischen Musikfest in Leutkirch in der Oberstufe einen 1. Preis und konkurrierte mit den Stadtkapellen Lindau-Reutin und Lustnau.
 
     
  1925  
     
  1928 trat der Dirigent infolge Differenzen für ein Jahr von seinem Posten zurück, war 1929 wieder zu gewinnen und erhielt nun für die Musikproben ein Lokal im Rathaus. 1930 wurde auf Wunsch der Bürgerschaft ein Musikverein gegründet, dem neben 24 aktiven 113 passive und 17 Ehrenmitglieder angehörten. Ein Sturm- und Drangjahr war noch 1936. Sebastian Natterer und Paul Gemeinder hielten die Musik zusammen und eine von Hans Völk einberufene Versammlung brachte die alten Mitglieder und den alten Dirigenten zurück. [Die aktiven Musiker machten dem Dirigenten fortan 10 strenge Bedingungen zur Auflage, die den Umgang untereinander regeln sollten und von beiden Seiten unterzeichnet wurden.] [In einem aufschlussreichen Brief an den Volksmusikerbund von 1938 beklagt der Vorstand, dass (…) „die Abwesenheit vieler Mitglieder durch die Militärdienstpflicht, Fachschulbesuche usw. schon längere Zeit die Arbeit des Dirigenten sehr erschwert. Dementsprechend ist auch die derzeitige Leistungsfähigkeit der Kapelle.“ Es geht ferner aus diesem Brief hervor, dass die Musikkapelle im Vorjahr 1837 an einem Wertungsspiel im Rahmen eines Volksmusiktages in Wurzach mit sehr gutem Erfolg in der Kunststufe (was der heutigen Höchststufe entspricht!) teilgenommen hat. Es erfolgte dann allerdings für den Volksmusiktag 1938 in Waldsee eine Absage, da (…) „wir aber bei den heutigen Verhältnissen der Kapelle die damaligen Leistungen unmöglich erreichen könnten. Unser musikalischer Stolz lässt aber auch nicht zu, dass wir uns mit einem geringeren Erfolg zufriedengeben.“] – [Das folgende Foto zeigt die Musikkapelle im Jahr 1938. Diese Aufnahme, vermutlich im damaligen Sitzungssaal des Rathauses entstanden, zeigt im Original eine Hakenkreuzfahne im Hintergrund, die aber später retuschiert wurde.]
[Im 2. Weltkrieg beklagte die Musikkapelle fünf Gefallene] und an älteren Mitgliedern verlor sie durch Tod, Max Hepp, Martin Thanner, Lorenz Zimmermann (Fähnrich und Kassierer) sowie Franz Josef Zeh (Dirigent).
 
     
  1938  
     
  Nach dem 2. Weltkrieg fanden die alten Mitglieder in den Jahren 1948/49 wieder zusammen und Franz Zeh übernahm vom verstorbenen Vater den Dirigentenstab und bis 1954 auch die Führung der Geschäfte. Vom Großvater Eduard über den Vater Franz Josef wölbt sich damit in unserem Orte ein Bogen 100-jähriger Dirigententätigkeit. „Was du ererbt von deinen Vätern ... „kommt einem in den Sinn, wenn man noch weiß, daß ja auch die Leutkircher Linie der Musikerfamilie Zeh mit Alt-Musikdirektor Xaver Zeh und mit Musikdirektor Gottfried Zeh ihre Wurzeln in Aichstetten hat, und daß aus dieser Familienverwandtschaft seit Jahrzehnten auch eine Freundschaft der Stadtkapelle an der Eschach mit der Musikkapelle an der Aitrach resultiert.
Die Proben finden jetzt im Musiksaal [im Keller] des neuen Schulhauses von 1956 statt. Spenden der Bevölkerung ermöglichten es 1958, die Mitglieder der Musikkapelle schmuck und einheitlich zu uniformieren. 1959 übernahm Herr Anton Schad die Ausbildung der Blechbläser. Der bis dahin schönste Jahresausflug führte 1956 nach Südtirol. Bei 26 Veranstaltungen kirchlicher und weltlicher Art spielte die Kapelle allein im Jahre 1958. Unsere Blasmusik beteiligte sich in den letzten Jahren an den Musikfesten der befreundeten Kapellen in Oberstaufen, Leutkirch, Schwarzenbach und Christazhofen. Die seit 1956 regelmäßig durchgeführten Frühjahrs- und Herbstkonzerte in Gemeinschaft mit dem Männergesangsverein Altmannshofen gaben beredtes Zeugnis vom hohen Können der Dirigenten wie der Vereine. […] An dieser Stelle enden die Ausführungen von Vinzenz Riedle.
 
     
  1961  
     
  Jubiläumsfest 1961
Vom 17. Bis 19. Juni 1961 feierte man bekanntermaßen „150 Jahre Blasmusik in Aichstetten“ in Verbindung mit einem Kreismusikfest. Zu Ehren dieses Jubiläums entstand eine ansprechende und lesenswerte Festschrift. Eröffnet wurde das Fest am Samstag mit einem Festbankett im Zelt. Der Sonntag begann bereits um 5.00 Uhr mit Wecken durch die Aichstetter Festkapelle, anschließend starteten die Wertungsspiele mit 14 teilnehmenden Kapellen in vier Kategorien. Nach Kirche und Festkonzert mit Orchestern aus Ulm-Söflingen, Bargau und Untersulmetingen folgte ein großer Festumzug mit 51 Teilnehmern, darunter Musikkapellen, Festwagen und Fußgruppen. Ein Höhepunkt war sicherlich ein sich dem Festumzug anschließender Gesamtchor am Festzelt. Am darauffolgenden Montag stand dann als Abschluss des Festes ein Heimatabend im Festzelt mit der Stimmungskapelle Schwarzenbach und dem damals bekannten Humoristen Ernst Rominger auf dem Programm. Aus Anlass des Jubiläums wurde unserem Musikverein die Bundes-Ehrenmedaille am Bande des Deutschen Volksmusikerbundes e.V. überreicht.
 
     
  Festumzug 1961  
     
  Wiesenfeste
Auf Initiative der Vorsitzenden Anton Zimmermann und Kurt Biechele begann man Anfang der 1960er Jahre jährlich stattfindende „Wiesenfeste“ in einem Obstgarten in der Ortsmitte (in der Nähe des heutigen Feuerwehrhauses) zu veranstalten. Die Feste fanden zunehmend großen Anklang in der Bevölkerung und wurden ab 1971 in „Frühlingsfest“ umbenannt. Aufgrund des Aufbaus eines Festzeltes wurden die Feierlichkeiten auf das heutige Sportplatzgelände verlegt. Besondere Attraktion dieser Feste waren hochkarätige Gastkapellen aus dem In- und Ausland. Die folgende kleine Anekdote wird in diesem Zusammenhang aus dem Jahr 1972 berichtet: Bei einem Gegenbesuch anlässlich eines Musikfestes in Hardt (Vorarlberg) verpasste der Dirigent Franz Zeh die frühmorgendliche Abfahrt des Busses. Beleidigt verweigerte er im eigenen PKW nachzureisen und so stand die Kapelle am Zielort nun ohne Dirigenten da. Glücklicherweise konnte der Vize-Dirigent Fritz Miller einspringen, wodurch der Ausflug allen als gelungener Tag in Erinnerung blieb.
Anfang der 1960er Jahre lag die Zahl der aktiven Musiker in der Musikkapelle bei ca. 25. Die Leistungen von Josef Schad in der Nachwuchsarbeit können hier nicht hoch genug angerechnet werden, da er sich sehr in der Ausbildung von Jungmusikanten engagierte. Durch seinen Instrumentalunterricht auf sämtlichen (!) Instrumenten schafften besonders in den Jahren 1968/69 viele Jungbläser den Sprung in die Stammkapelle. Die Besetzung vergrößerte sich fortan kontinuierlich. Heute (im Jahr 2013) bewegt sich die Anzahl der aktiven Spieler im Bereich von 55 Musikerinnen und Musikern.

Dirigentenwechsel und erste Musikerin
Am 17. Oktober 1971 veranstaltete die Musikkapelle am Kirchweihsonntag jetzt in einer Stärke von 36 Musikanten ein Standkonzert und präsentierte dabei erstmals ihre neue Uniform bestehend aus grau-blauen Trachtenanzügen mit Aichstetter Wappen, zu denen später noch rote Westen ergänzt wurden (siehe Foto 1977). Im Herbst des Jahres 1972 endete dann die über drei Generationen währende Dirigententätigkeit der Familie Zeh. Nach Rücktritt von Franz Zeh vom Dirigentenamt konnte Herr Pater Alfred Storz aus Buxheim für die Jugendausbildung und die Probenarbeit der aktiven Musikkapelle gewonnen werden. Der neue Orchesterleiter, der sich vor Eintritt in die Klostergemeinschaft Buxheim als professioneller Musiker betätigt hatte, genoss als Musiker höchstes Ansehen in der Region. Seine strenge Probenmethodik und hohen Ansprüche stießen allerdings nicht bei allen Aichstetter Musikanten auf Wohlgefallen. Trotzdem organisierte man für ihn wöchentliche Fahrdienste und stellte dem Dirigenten später sogar eigens für die Fahrten nach Aichstetten einen PKW zur Verfügung. Die Chronik berichtet am 3. Dezember 1972: „Wir wollen hoffen, daß diese lehrreichen Übungen nicht spurlos an uns vorbeigehen. Nur mit viel Fleiß und intensiver Kleinarbeit kann unsere Musikkapelle wieder Aufschwung bekommen und das alte Niveau wieder erreichen.“ Nach knapp zwei Jahren im Amt endete im Herbst 1974 das Engagement von Pater Storz allerdings „für alle ziemlich überraschend“ wieder. Erneut war der Einsatz des 2. Dirigenten Fritz Miller und nun auch von Herbert Frischknecht als dessen Vertretung gefragt. Im August 1975 wurde schließlich Josef Schad, der zuvor einen Dirigentenlehrgang belegt hatte, mit der Leitung der Kapelle betraut und behielt sie mit großer Leidenschaft für insgesamt 19 Jahre bei. Nach zuvor 11 Jahren Pause führte „Sepp“ Schad seine Musiker wieder zu einem Wertungsspiel nach Rot an der Rot, wo in der Kategorie Mittelstufe auf Anhieb ein 1. Rang mit Auszeichnung erzielt wurde. Die Teilnahmen an Wertungsspielen (ab 1977 in der Kategorie Oberstufe) erfuhren in den Folgejahren eine gewisse Regelmäßigkeit und führten stets zu Bestnoten.
Besondere Erwähnung darf an dieser Stelle auch die erste (offizielle) Musikerin der Musikkapelle finden. Über die „erste Frau“, die im ersten Teil der Chronik in Verbindung mit der „Arbeiterkapelle“ von 1899 erwähnt wird, liegen uns keine gesicherten Quellen vor, und somit kann die damalige Flötistin und spätere Schriftführerin Monika Merk seit dem Jahr 1973 den inoffiziellen Titel der ersten Musikerin führen. Heute liegt der Anteil der weiblichen Musiker übrigens bei 46%. Drei Jahre später erfolgte in der Jahreshauptversammlung 1976 die einstimmige Annahme einer Vereinssatzung und folglich der Eintrag in das Vereinsregister beim Amtsgericht. Seither führt der Verein den Namen „Musikkapelle Aichstetten e.V.“
 
     
  1977  
     
  Gastspiele in Amerika
Neben den alljährlich wiederkehrenden Konzerten, Wiesen- und Frühlingsfesten, Umzügen, Faschingsbällen und den verschiedenen Auftritten bei kirchlichen und weltlichen Anlässen stellt die 1. Amerikareise der Musikkapelle 1977 zweifelsohne einen absoluten Höhepunkt dar. Der Kontakt nach Amerika ergab sich nach Auskunft von Beteiligten über die Musikkapelle Friesenhofen. So ergab es sich, dass die Musikkapelle Aichstetten in Verbindung mit der Organisation „Schwaben International“ zu einer Einladung des „Schul- und Gesangvereins“ aus Dover (New Jersey) kam. Der einladende Verein war einst von Einwanderern aus dem Erzgebirge gegründet worden, unterhält eine Schule und pflegt deutsches Brauchtum. Ein insgesamt 14-tägiger Aufenthalt beinhaltete eine Einquartierung in Gastfamilien und ein jeweils zweitägiges Oktoberfest an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden (wohlgemerkt im Juni und Juli!) auf dem Anwesen des Germania Park in Dover. Auf dem Plakat ist auf Englisch die Ankündigung einer 36-köpfigen Trachtenkapelle aus „Aichistetten [sic.] Bayern“ (!) zu lesen. Als württembergische Allgäuer zog man jedoch in verschiedenen Besetzungen wahrlich alle Register und begeisterte (wohl nicht nur die deutschstämmigen) Amerikaner, deren Gastfreundschaft überdies von allen Seiten sehr gelobt wurde.
 
     
     
  Teile der Festveranstaltungen wurden sogar im Rundfunk übertragen und ein Ausflug nach New York fand seinen Höhepunkt in einem Konzert vor dem World Trade Center. Auch bei einer Parade zum Nationalfeiertag der USA „begrüßte eine jubelnde Menge die Musikkapelle Aichstetten, als sie unter den Augen der Fernsehkameras mit den Klängen des Alten-Kameraden-Marsches vorbeizog.“ Leider konnten bislang trotz intensiver Recherchen keine verwertbaren Fotos dieser Reise aufgetan werden. Der damalige Bürgermeister Steinmann, der Mitglied der Aichstetter Delegation war, erstellte allerdings ein Privatvideo.
1981 flog die Musikkapelle dann erneut für zwei Wochen – nun begleitet von der Kohbachtaler Big Band – nach Dover, USA. Im Mittelpunkt standen wiederum die Auftritte beim „sommerlichen“ Oktoberfest, sowie Ausflugsfahrten nach Washington und Pasadena.
Die freundschaftlichen Beziehungen nach Dover, USA konnten durch regelmäßig stattfindende „Deutsch-Amerikanische Freundschaftstage“ auch von deutscher Seite untermauert werden. Zu Pfingsten 1984 konnte man schließlich die amerikanischen Freunde des „Deutschen Schul- und Gesangsvereins Dover“ zu einem viertägigen Freundschaftstreffen in Aichstetten begrüßen. Umrahmt wurde das Fest von zahlreichen Musikkapellen und Gruppen. Die Eröffnung des Festes gestaltete die Musikkapelle Aichstetten erstmals in ihren neu angeschafften Uniformen mit grauen Jacken und blauen Trachtenhosen.
 
     
  1984  
     
  Konzerte
In allen Jahren bewies die Kapelle ihr musikalisches Können bei Frühjahrs-, Oster-, Herbst- und Weihnachtskonzerten. 1983 fand erstmalig ein Wunschkonzert statt, in dem das Publikum ihre 25 Lieblingstitel (aus 40) zum Konzertprogramm auswählen konnten. Da diese Konzertform bei Zuhörern und Musikanten großen Anklang fand, wurde 1984 wieder ein solches Wunschkonzert veranstaltet. Hierbei „verfeinerten Josef Möslang und Herbert Frischknecht erstmalig das Klangbild der Kapelle bei einigen Stücken mit ihrem Gesang, was großen Anklang unter den Zuhörern fand.“ Meistgewünschter Titel dieses Konzerts war der Galopp „Petersburger Schlittenfahrt“. Seit 1986 findet unser Jahreskonzert traditionell als „Herbstkonzert“ am ersten Novemberwochenende in der Turn- und Festhalle Aichstetten statt. Dabei werden in der Regel befreundete Musikkapellen als Konzertpartner eingeladen.

Süden trifft Norden
Die Musikkapelle kann in ihrer langen Geschichte mittlerweile auf eine Vielzahl von interessanten Musikausflügen in das In- und Ausland zurückblicken. Ziele im Schwarzwald und Österreich erwiesen sich dabei schon oft als beliebte Ausflugsziele. Stets wurde großer Wert auf die musikalischen Auftritte aber auch auf das Gemeinschaftserlebnis und nicht zuletzt auf einen herzlichen Kontakt zu den Gastgebern gelegt. Bei den teilnehmenden Musikern blieben daher meist viele angenehme Erinnerungen und Geschichten haften. Einige dieser Ausflugsfahrten haben allerdings einen legendären Status erreicht und bieten bis heute in geselligen Runden regelmäßig heiteren Gesprächsstoff. Eine fünftägige Konzertfahrt ins niedersächsische Oldenburg 1985 erlangte eben diesen Stellenwert: Eine feierlaunige Musikkapelle in einem Nachtzug der Deutschen Bahn lässt wohl nicht gerade viel Ruhe und Schlaf vermuten. Das „33. Dorf- und Schützenfest Ofenerdiek“ wurde von unserer Musik u.a. auch mit Showeinlagen und Tanzmusik umrahmt. Aus dem Festzelt wurde berichtet, dass „eine begeisterte Zuhörerschaft stürmisch applaudierte, da Blasmusikklänge in diesen Gegenden zu einer Seltenheit zählen, und uns eine solche Menge von spontaner Freundlichkeit und Kontaktfreudigkeit begegnete, daß wir uns sofort sauwohl fühlten.“ Neben offiziellen Empfängen bei der Gemeinde, Ausflugsfahrten in die Umgebung fanden auch unvergessliche Abende im „Ofenerdieker Krug“ bei Claus Lachmann statt.
Bei der Rückfahrt bemerkte man in aller Ausgelassenheit allerdings erst zu spät, dass während des Umsteigens in Hannover ein Musikkollege der Gruppe abhanden gekommen war. Dieser musste später alleine bis in die Heimat nachreisen. Ein Gegenbesuch der Oldenburger Freunde wurde gleich im Oktober 1985 realisiert und in den folgenden Jahren ergaben sich bis 1992 aus dieser Verbundenheit noch drei weitere Reisen gen Norden.
 
     
  Oldenburg 1985  
     
  Josef Möslang übernimmt 1987 das Amt des ersten Vorsitzenden von Kurt Biechele, der zuvor 18 Jahre als Vorsitzender die Geschicke des Vereins gelenkt hatte. Als Dank und Anerkennung seiner Verdienste wurde Kurt Biechele zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Nach einer außerordentlichen Mitgliederversammlung mit Satzungsänderung wurde am 16. Dezember 1988 der Aufnahme von fördernden Mitgliedern zugestimmt. Heute (im Jahr 2013) hat der Verein 138 fördernde Mitglieder, die durch ihren Jahresbeitrag zu einer enorm wichtigen finanziellen Stütze geworden sind.

Proberäume
Ein eigenes Probelokal zur alleinigen Nutzung blieb über ziemlich genau 190 Jahre ein steter Wunsch der Musikkapelle. Die bisherigen Proberäume (zuerst im Sitzungssaal des Rathauses, dann im Keller der Grundschule und schließlich im alten Kindergarten, Anna-Thamm-Straße) waren auf die Dauer keine befriedigenden Lösungen. Nachdem der Gemeinderat 1991 die Mittel bewilligt hatte, konnte nach erfolgter Fertigstellung der Baumaßnahmen am 14. Mai 1993 endlich das langersehnte eigene Probelokal im Feuerwehrhaus/Haus der Vereine bezogen werden. Die Vereinsmitglieder zeigten beim Umbau unermüdlichen Einsatz bei der Organisation und leisteten ca. 1000 freiwillige Arbeitsstunden.
 
     
  1993  
     
  Am 27. Juni 1993 übergab Josef Schad den Taktstock an Josef Möslang, der nun auch das Amt des Dirigenten übernahm. Um die Belastungen dieser Doppelfunktion zu minimieren, gab er schließlich in der Jahreshauptversammlung 1994 das Amt des Vorsitzenden an Herbert Natterer ab. Die Jugendausbildung wird von nun an vorwiegend durch aktive Musiker des Vereins durchgeführt.  
     
  Taktstockübergabe 1993  
     
  „Im Epizentrum der deutschen Blasmusik“
Das Jahr 1995 brachte zunächst die Übergabe der Vereinsfinanzen von Anton Gemeinder, der das Amt nach 23 Jahren abgab, in die Hände von Werner Heinz. Mit über 1500 Besuchern war im Mai das 1. Rockfest in Aichstetten ein riesiger Erfolg. Es folgten in den darauffolgenden Jahren noch zwei Wiederholungen dieses Festes. Ein ganz besonderes Ereignis war aber heuer eine fünfseitige Reportage über unseren Musikverein, die in der Monatszeitschrift „Spiegel special“ (Ausgabe Nr. 12/1995) erschien. In Text und farbigen Bildern werden dort die Musikanten vorgestellt. Der Redakteur Erwin Koch recherchierte einige Tage lang vor Ort zusammen mit zwei Fotografen. Der mit Spannung erwartete Artikel war dann allerdings eher enttäuschend und „die Resonanz zeigte, daß der Bericht nicht den Vorstellungen und Meinungen der Verantwortlichen entsprach.“ Die Fotos haben allerdings schon einen gewissen Charme, da neben dem Gruppenfoto (siehe rechts) zum Beispiel auch der „Landwirt Bärtle mit Flügelhorn und Kühen“ oder der „Dirigent Möslang im Tresorraum der Sparkasse“ in Vereinsuniform zu sehen sind.
 
     
  1993  
     
  Fasnet
Nach vielen erfolgreichen Jahren endete 1996 die Tradition der Musik- und Bürgerbälle am Rosenmontag. Abwechslungsreiche Mottos, vielfältige Stimmungsmusik und kreative Programmbeiträge hatten über viele Jahre die Besucher in der heimischen Turn- und Festhalle erfreut. Rückläufige Besucherzahlen führten aber schließlich zu einem Ende dieser Veranstaltung. Die Freude der Musiker an der Fasnet kam allerdings ganz und gar nicht zum Erliegen und so fanden ab 1997 diverse teils legendäre Hausbälle mit Tanz und Showeinlagen zusammen mit den Turnerfrauen statt. (Diese Verbindung war naheliegend, da man üblicherweise bei der Einkehr nach der Probe in der Gaststätte Kegelhof zusammentraf.)

Finale
Im Jahr 2003 ließ die Musikkapelle den alten Brauch des „Schnurranten“ wieder aufleben. Zusammen mit den Jungmusikanten überbringen die Musiker seither den Aichstetter Bürgern mit Weihnachtsliedern musikalische Neujahrsgrüße zum Jahreswechsel. Herbert Natterer übergab nach 11 Jahren im Amt den Vereinsvorsitz an Hermann Langegger.
 
     
  2005  
     
  Nach über einem Jahr Vorlauf präsentierte die Musikkapelle am 13. Mai 2007 erstmals ihre aktuelle Allgäuer Tracht im Rahmen eines Festtages. Gewissermaßen als Dankeschön für die Spendenbereitschaft der Bevölkerung organisierte die Musikkapelle dann im Juni das „Party & Blasmusik Zeltfestival“ in Aichstetten, das in Kooperation mit einer Aichstetter Gewerbeschau stattfand. Im großen Festzelt am Sportplatz feierte man am Freitag ausgelassen bei der RADIO 7 Party-Nacht, bevor an den zwei folgenden Tagen im Stundentakt wechselnde Musik und Unterhaltung auf zwei Bühnen geboten wurde.  
     
  Unsere Jungmusikanten beim Party & Blasmusik Zeltfestival 2007  
     
 

Zu einer schönen Tradition sind mittlerweile unsere (seit 1999) am Dreikönigstag stattfindenden Kirchenkonzerte geworden. Hier beweisen die Musiker neben ihrem bläserischen Können oft auch beachtliches stimmliches Talent. Seit 2009 wird unser Verein von dem Vorstandstrio Elisabeth Möslang-Haas, Klaus Franzesko und Peter Müller geführt. Das (wetterabhängige) Sommerfest der Musikkapelle im August wurde ab 2009 von einem zünftigen (und wetterunabhängigen) Oktoberfest abgelöst. Neben den traditionellen Herbstkonzerten sind die Wertungsspiele, an denen unsere Musikkapelle regelmäßig teilnimmt, Höhepunkte des Jahres. Ein musikalisch großer Schritt war zweifelsohne unsere erste Wertungsspielteilnahme in der Kategorie Höchststufe beim Kreisverbandsmusikfest Schloss Zeil 2012. Unser Dirigent führte uns bestens vorbereitet zu Spitzenleistungen und einem sehr guten Ergebnis.

Rückblickend auf die unzähligen Ereignisse und Erinnerungen wollen wir unseren ehemaligen und aktiven Vereinsmitgliedern ein würdiges Andenken bewahren, indem wir die lange Tradition unserer Musikkapelle Aichstetten in der Zukunft fortschreiben. Wir können dankbar und stolz darauf sein, dass unser Verein heute auf einem gesunden Fundament steht und zu musikalischen Hochleistungen fähig ist. 210 Jahre Musikverein Aichstetten ist auch ein Zeugnis für die bestehende Einsatzbereitschaft, Musizierfreude und Kameradschaft innerhalb des Vereins.

Markus Kuhlmann

 
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